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Gottesdienst
Sonntag, 12. Juli 2020, 19:00 Uhr - 19:40 Uhr

Gottesdienst- Online 12. Juli 2020

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Unser Abendgebet steige auf dir, Herr, und es senke sich auf uns herab dein Erbarmen. Dein ist der Tag und dein Ist die Nacht.

Lass, wenn des Tages Licht verlischt, das Licht deiner Wahrheit uns leuchten.

So lasst uns beginnen im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

*Gemeindelied: EG 487, 1.2.4

*Eingangsgebet – Stilles Gebet:

Gott des Tages und der Nacht, Gott der Zeit und Ewigkeit,
du hast deinen Engeln befohlen, dass sie uns behüten auf all unsren Wegen.
Du willst bei uns sein auch am Abend des Tages.
Alle Schritte, die wir heute gegangenen sind- du kennst sie, denn du hast uns begleitet und geführt.

Deine Nähe tut uns gut. Deine Weisheit erleuchtet uns. Dein Trost stärkt uns. Fülle uns neu heute Abend durch dein Wort und höre uns, wenn wir jetzt – jeder für sich – in der Stille zu dir beten.
-----------Stille-----

Herr, füll mich neu mit deinem Geist.
Lege deinen Willen in mein Herz. Amen.

*Textlesung/Predigttext:   Lk 5, 1-11

Der Fischzug des Petrus

„Die Menschen wollten Gottes Wort hören. Deshalb predigte Jesus am See Genezareth. Er sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze.
Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus.
Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!
Und Simon antwortete: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich die Netze auswerfen.
Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen. Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und mit ihnen ziehen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, sodass sie fast sanken.
Als das Simon Petrus sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch. Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die bei ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten,
Ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen.
Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.“

*Predigt:

Ein Mann in Anzug und Krawatte.
Missmutig holt er sich einen Kaffee.
Gescheitert. Auf der ganzen Linie. Wieder einmal. Er kann die Misserfolge kaum noch zählen. Was hat er nicht alles versucht. Eine Fortbildung nach der anderen. Jeden Feierabend am Schreibtisch verbracht, um besser zu werden, um endlich die Fehler abzustellen, weil es doch an ihm selber lag – oder nicht? Wie viel hatte er sich vorgenommen für diesen Tag, dieses Projekt, diese eine Konferenz, an der so viel hing. Und dann? Wieder nichts. Ausgelacht hatten sie ihn, jedenfalls fühlte er sich so.
Jetzt sitzt er in der Küche. Trinkt einsam seinen Kaffee. Hört gar nicht hin, was die anderen reden. Sieht kaum die Frau, die Mitarbeiterin, als sie sich neben ihn setzt mit ihrem Kaffee.
Ihm in die Augen schaut. Sich räuspert. Da erst schaut er auf. „Komm“, sagt sie – „versuch es noch ein einziges Mal“. – Ausgerechnet sie, denkt er. Nett ist sie ja, das schon – aber aus einer ganz anderen Abteilung. Was versteht sie denn von seiner Arbeit, von seiner Verantwortung, von seiner Angst vor dem Scheitern?
Und doch: Ihre Worte machen ihm Mut. Ihr Blick macht ihm Mut. Es liegt so viel Zutrauen darin. Ja, sie traut ihm etwas zu, das spürt er.
Er sagt gar nicht viel. Lächelt zweifelnd zurück und nickt ihr zu. Ein leises „OK“.
Er geht zurück in sein Büro. An den Schreibtisch.

Was geschieht in der Geschichte vom Fischzug?

Da lässt sich einer überraschen. Er gibt die Kontrolle auf. Er verlässt die Komfortzone. Begibt sich auf unsicheren Grund. Und macht den Fang seines Lebens.
Wir sind gezwungen, Veränderungen zu planen. Durch Zeitfaktoren, durch den Pfarrplan, durch besondere Lebenssituationen, durch Corona.
Natürlich gibt es viele Veränderungen, die unbedingt gut geplant werden müssen. Da mache ich mir nichts vor.
Aber wir haben innerlich einen hohen Preis für dieses Selbstverständnis bezahlt. Wir können auf vielen Gebieten nichts mehr einfach laufen lassen. Wir sind jetzt Macher, Veränderer, Anpasser.
Wir sind Ingenieure unserer Wirklichkeit.
Es ist nichts Überraschendes mehr vorgesehen.

„Geht hinaus in euren Tag ohne vorgefasste Ideen, ohne die Erwartung von Müdigkeit, ohne Plan von Gott, ohne Bescheidwissen über ihn, ohne Enthusiasmus, ohne Landkarte. Geht so auf die Begegnung mit ihm zu. Und wisst, dass Gott unterwegs zu finden ist, nicht erst am Ziel. Im Glauben haben wir Gott gefunden.“ (Zitat von Mystikerin und Sozialarbeiterin Madeleine Delbrel)

Das bringt die Entdeckungen auf den Punkt, die ich in der Geschichte vom Fischzug wiederfinde.
Da lässt sich einer nach dem Frust in der Nacht ein auf die Ansprache von einem, den er nicht gesucht hat. Lässt sich ansprechen mitten im Alltagsfrust.
Er bleibt offen in einer Situation, wo es nichts zu erwarten gibt. Es widerspricht seiner Berufserfahrung.
Welch Herausforderung!

Weder hatte dieser Zimmermann Ahnung von der Fischerei, noch konnte er ahnen, wie müde, wie frustriert, wie kaputt Petrus und die Seinen waren, und dass sie eigentlich nur noch nach Hause wollten und den Misserfolg der Nacht vergessen.
gd12072„Auf Dein Wort will ich die Netze auswerfen“
Die anderen haben schon etwas verwirrt geschaut, als Petrus die Leinen los machte, um wieder auf den See hinaus zu fahren. „Hast Du nicht mehr alle Tassen im Schrank?“, haben sie vielleicht gefragt.

Auf der einen Seite zuerst der Frust. Misstrauen.

Auf der einen Seite steht das sich Sehnen und Suchen. Auf der anderen Seite steht der, der uns überrascht und anspricht. So geschieht Verwandlung.

Hier spricht einer zu den Lebenden. Seine Kanzel ist in der Geschichte das Fischerboot. Es wogt auf dem Wasser.

„Warum lässt Du Dir von dem sagen, was Du zu tun hast auf dem See „ mögen die anderen gefragt haben. Und Simon dazu: „Ach was, ob wir nun noch einmal mehr oder weniger hinaus fahren, was macht das für einen Unterschied. Wir haben nichts zu verlieren, aber vieles zu gewinnen. Ist das nicht oft so im Leben?“

Simon Petrus hatte den Mut, gegen alle Erfahrung zu handeln und gegen die innere Vernunft seines Wissens und Könnens – auf das Wort Jesu hin.
Lukas erzählt eine menschliche Grunderfahrung. Das ist nicht nur Simons Erfahrung.
Es ist meine persönliche Erfahrung. Die Erfahrung von Kirchengemeinden und unserer Kirche.

Wer kennt das nicht:
Alles richtig gemacht. Und dennoch stellt sich nicht der erwünschte Erfolg ein. War der Ansatz verkehrt oder sollte der Erfolg woanders liegen? Wir wissen es oft nicht.
Wir wollen ja auch nicht Menschenfänger sein im negativen Sinn. Und nur irgendwelche Erfolge vorweisen.

Ich finde, es darf uns auch Modell sein, wie Simon reagiert.
Die Einsicht, dass es außer all dem Machen noch etwas anderes braucht um weiterzukommen:
Hinhören, Vertrauen, Abwarten, Reifen. Losfahren, Losgehen- vielleicht mal ohne allzugroße- vielleicht sogar übergroße Erwartungen.
Das Wunder, das Simon Petrus erlebt, speist sich gerade daraus.

Simon begegnet Gott und er begegnet sich selbst neu.
Wer sich von Gott beauftragen lässt, darf den Zuspruch mitnehmen: Fürchte dich nicht!
Je mehr Sicherheiten glaubende Menschen aufgeben müssen, desto unmittelbarer rückt oft das „Fürchte dich nicht“ in den Blick.
Das geschieht, wenn wir großem Leid begegnen genauso, wenn wir der großen Liebe begegnen.
Das Vertrauen in Jesu Wort ist das einzige, was bleibt, das Netz, das trägt und die Fülle aufnimmt.
Amen.

*Gemeindelied: EG 629, 1-3 Fürchte dich nicht

*Fürbittengebet -Vater unser:

Gott, der du Segen schenkst und uns neue Wege zeigst, wir danken dir, dass du nicht aufhörst, dich uns zuzuwenden. Du sprichst Menschen an und handelst. Wir bitten dich für alle, die in deinem Namen sich um Menschen bemühen, dass sie nicht ihre eigenen Wünsche und Gedanken mit deinem Wort verwechseln.
Schenke ihnen einen wachen Geist, Einfühlungsvermögen und Offenheit für Unbekanntes.
Wir bitten dich für alle, die nach Lebenssinn und Wahrhaftigkeit suchen, dass du sie durch ihre Fragen Zweifel hindurch begleitest.
Wir bitten dich für alle Gescheiterten, und für die, die an ihren Aufgaben verzweifeln. Zeige Auswege und Perspektiven auf und lass sie spüren, was du ihnen zutraust.
Lass die Menschen, die dich brauchen an deiner Fülle teilhaben. Du bist der Gott für die Menschen. Der Gott des Lebens.

Wir beten im Namen und mit den Worten Jesu:

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unserer Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

*Segensbitte:

Wir gehen in den Abend und in die Nacht im Vertrauen darauf, dass wir auf allen Wegen begleitet sind von Gottes Segen.

Gottes Segen komme zu uns- stärkend und Mut machend.
Gottes Segen befreie uns und lasse uns aufstehen in erfülltes Leben hinein –
Uns: Frauen und Männer und Kinder, Gottes Ebenbilder.
Nehmt den Segen Gottes mit euch und teilt davon aus- wem immer ihr begegnet.

Amen.

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Einen friedlichen Abend wünscht

Ihre Pfarrerin Annette Rüb    

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