Gottesdienst mit Goldener Konfirmation – geplant am 15. März 2020.

Der Gottesdienst konnte wegen des Corona-Virus leider nicht stattfinden.

Hier sind Texte zum Nachlesen:

Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat.
Wir grüßen besonders die Konfirmandinnen und Konfirmanden, die heute ihre Goldene Konfirmation feiern.
Genau vor 50 Jahren – am 15. März 1970 sind sie hier in der Michaelskirche von Pfarrer Gann konfirmiert worden.

*Psalm 23 – EG 711

Der Herr ist mein Hirte,

   mir wird nichts mangeln.

Er weidet mich auf einer grünen Aue

   Und führet mich zum frischen Wasser.

Er erquicket meine Seele.

   Er führet mich auf rechter Straße

   Um seines Namens willen.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,

   fürchte ich kein Unglück;

denn du bist bei mir,

   dein Stecken und Stab trösten mich.

Du bereitest vor mir einen Tisch

   Im Angesicht meiner Feinde.

Du salbest mein Haupt mit Öl

   Und schenkest mir voll ein.

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,

   und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.

     Lobgesang: EG 331,1 Großer Gott, wir loben dich

*Eingangsgebet:

Ewiger Gott,

wie schnell vergehen die Jahre. Vor 50 Jahren standen unsere Jubilare hier und wurden gesegnet. Junge Leute voller Neugier auf das Leben. Heute blicken sie zurück. Dankbar denken sie an die guten Tage. Sie lächeln über die begangenen Dummheiten. Sie trauern verpassten Chancen nach. Sie trauern um verstorbene Ehepartner und Freunde.
Sprich du hinein in diesen Tag und lass ihn zu einem gesegneten Festtag werden.

Für uns alle bitten wir dich, dass wir uns hineinnehmen lassen in die Festgemeinde dieses Gottesdienstes. Erinnere uns daran, wie wir mit dir verbunden sind. Und ermuntere uns, wieder aufs Neue Spuren deiner Nähe zu suchen. Amen.

*Predigt: Mt 6, 25+26 und EG 503

Liebe Jubilarinnen und Jubilare, liebe Gemeinde,

jetzt ist Festtag. Sie dürfen einfach dasitzen. Das ist für sogenannte Jungsenioren nicht selbstverständlich. Die haben oft sehr viele Termine. Sie haben auch schon viel erlebt in den letzten Jahrzehnten. Ihnen kann man nichts vormachen.

Sie wissen, was Erfolg und Misserfolg ist, Arbeit und Muße, Freude und Hoffnung, Enttäuschung und Misstrauen. Liebe und Vertrauen.

Wie klingen denn die folgenden Worte aus dem Matthäusevangelium in Ihren Ohren?:

„Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinket werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel kostbarer als sie?

Ja, Sie sind kostbar. Jeder einzelne von Ihnen. Jedes Jahr, jeder Tag, jede Stunde.
Jeder trägt sein Leben mit sich- die vergangenen 50 Jahre – Schönes und Schweres.

Wie ist es Ihnen ergangen?
Manchmal möchte man die Uhr anhalten, weil es gerade so schön ist. Anderes möchte am liebsten aus dem Leben streichen.
Sie sind älter geworden, reifer, weiser- nicht nur der Haarfarbe nach sondern an Weisheit und Erfahrung haben Sie gewonnen. Vielleicht würden Sie manches heute anders machen mit Ihrer jetzigen Lebenserfahrung.

Sehr viel hat sich in unserer Lebenswelt verändert.
Auf dem Konfirmandenfoto von 1970 waren die Kleidersäume der jungen Damen schon ein gutes Stück übers Knie gerutscht. Das wäre 50 Jahre vorher undenkbar gewesen. Die jungen Herrn hatten natürlich Anzüge an und helle Krawatten.
Es war die Zeit der Hotpants und Miniröcke.
Und dann kamen ja auch die Schlaghosen. Wenn ich gewusst hätte, dass das mal wieder modern wird, hätte ich sie aufbewahrt.
Stichworte fallen mir ein: Die Zeit des Roberto Blanco und der Katja Ebstein: Wunder gibt es immer wieder.

Man kannte das knallrote Gummiboot und das Bett im Kornfeld, tanzte auf Fiesta Mexicana und die Schöne Maid.

Es war auch die Zeit der RAF. Sie erlebten den autofreien Sonntag. Viele, viele Erinnerungen.
Liebe Jubilare und liebe Jubilarinnen, Sie haben sich das Lied Paul Gerhardt gewünscht: Geh aus, mein Herz und suche Freud – in dieser lieben Sommerzeit. Etwas unsicher waren Sie.
Kann man das denn überhaupt singen.- Es ist ja noch gar nicht Sommer.

Klar kann man das.
Das Lied erzählt zwar von den Narzissen und Tulipan, von Wäldern, Seen und Störchen.
Aber es singt nicht nur von Jahreszeiten, sondern auch von unserem Leben. Von unserm Herzen, unserem Glauben, unseren Erfahrungen.
Und vom Sommer der Gnade Gottes.
Der Sommer steht für Fülle und Wärme. Wir sind ein Baum in Gottes Garten, so erzählt dieses Lied.

Mach in mir deinem Geiste Raum, dass ich dir werd ein guter Baum.

1653 schrieb Paul Gerhardt dieses Lied „Geh aus, mein Herz“.

Es war eine Zeit der Not und der Zerstörung. Der 30jährige Krieg war noch nicht lange vorbei, ganze Ortschaften ausgerottet, die große Mehrzahl der Menschen getötet, verhungert, geflohen. Ruinen standen überall, es fehlte an allem. Mittenwalde, wo Paul Gerhardt damals Pfarrer war, hatte durch Krieg und Pest 3/4 seiner Bevölkerung verloren.

Paul Gerhardt war viel unterwegs damals in der Mark Brandenburg. Er sah das flache Land, die Wälder dort, Wasserläufe und kleine Seen, eine Landschaft, die auch heute noch schön ist. Und im Sommer dann schrieb er es auf, was ihm neue Kraft gab:
„Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit…“

Wie soll man schlimme, schwere Zeiten aushalten?
Geh aus mein Herz und suche Freud.

Paul Gerhardt hat in einem eigenen Leben gemerkt, dass man sich immer wieder schmerzvoll und mit Mühe neu auf die Suche machen muss: Manchmal muss man erst mal Scherben zusammenkehren. Und dann suchen.
Nach neuen Aufgaben. Nach Menschen und Beziehungen. Nach sinnvollen Zielen.
Man muss sich erinnern, was einem guttut.
Wenn die Vögel zwitschern, der Waldboden duftet oder die Wellen rauschen.
Aber es sind ganz besonders auch Menschen, die uns guttun. Menschen, auf die wir uns verlassen können.

Paul Gerhardt schickt sein Herz auch aus, nach den Schätzen seines Glaubens zu suchen. Immer wieder. Wenn Sie das heute tun, werden Sie vielleicht andere Dinge entdecken als damals als junge Leute.

Das Leben scheint sich seine Wege ganz allein zu bahnen. Und doch bleibt die Frage, wer das Ganze in der Hand hat.
In diesem Lied – auch in der Bibel – wird das Wachstum und der Weg unseres Lebens nicht als blinder Zufall, sondern als ein Geschenk Gottes gedeutet.

Liebe Goldkonfirmanden und -konfirmandinnen,

Ich stelle mir vor, wie Sie im Frühling und im nächsten Sommer draußen sitzen, mit einem Glas Wasser oder Wein, oder einer Tasse Tee. Und Sie schauen hinaus in Ihren Lebensgarten, was da alles gewachsen ist in den 50 Jahren, seit Sie 14 Jahre alte waren.
Sie werden staunen, oder ein bisschen stolz sein. Über manches auch enttäuscht oder es stecken Tränen drin.

Sie werden finden, was Sie mit Schweiß erarbeitet haben, Ruinen oder Luftschlösser, die nie Wirklichkeit geworden sind. Oder was Ihnen wie ein Geschenk des Himmels in den Schoß gefallen ist, ohne dass Sie groß etwas dafür tun konnten.
Wagen wir es auch nach vorn zu schauen – heute – oder in diesen Tagen? Was mag kommen? Worauf freue ich mich. Was befürchte ich?

Wie gut, dass ich weiß: Ich bin nicht irgendein Baum – ich bin ein Baum im Garten Gottes. Für den gibt es eine weitere Zukunft – in diesem Paradiesgarten seines kommenden Reiches. Das ist die Hoffnung, die uns durch Jesu Auferstehung geschenkt ist.
In dieser Hoffnung kann ich auch als nicht mehr ganz so junger Baum eine Pflanze voller Hoffnung sein:
Erwähle mich zum Paradeis und lasse mich bis zur letzten Reis an Leib und Seele grünen“

Ja, das Leben wert schätzen.
Trotz aller Lebenserfahrung ein bisschen “grün” bleiben: Begeisterungsfähig und hoffnungsfroh im Glauben an unseren Gott. Amen.

*Fürbittengebet:

Treuer Gott,

vor 50 Jahren haben die Konfirmandinnen und Konfirmanden, die heute Jubiläum feiern, zu dir Ja gesagt. Sie haben sich bekannt zu dir, zu ihrem Glauben, zu ihrer Kirche.

Heute wollen wir dich besonders für unsere goldenen Jubilarinnen und Jubilare bitten:

Lass sie dankbar zurück- und zuversichtlich voraus schauen. Schenke ein festes Herz und Vertrauen auf deine Nähe auch in der kommenden Zeit.

Wir denken an alle, die heute zum Festtag nicht kommen konnten. Wir denken an die Verstorbenen und die Kranken und befehlen sie in deine gute Hand.

Hilf uns allen, dass wir zuversichtlich Quellen der Erneuerung suchen. Auf Hoffnung hin, lass uns durchbrechen, was uns trennt. Im Aufeinander warten und im Aufeinanderzugehen- sei mit uns.

Stärke uns, dass wir in Gelassenheit und Verantwortung füreinander die schwierigen Aufgaben und schwierigen Zeiten bestehen, in die wir hineingestellt sind.

Segne alle, die in diesen Tagen anderen bestehen, wo Angst, Krankheit, Not und Verzweiflung sind.

Wir beten im Namen und mit den Worten unseres Herrn:

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unserer Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

*Segen für die Goldenen Konfirmanden und Konfirmandinnen:

Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist, segne euch.

Er erfülle euch mit Zufriedenheit und Zuversicht.

Er sei euer Licht in der Dunkelheit und euer Weg durch die Zeit.

Sein fester Arm halte euch, heute und immer. Amen.

Unserer Gedanken gehen heute auch zu 2 Goldkonfirmanden, die verstorben sind:

                 - Jürgen Niklas

                 - Klaus Hartmann

*Segen:

Der Herr segne euch und behüte euch.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch Frieden.

Amen.

Herzliche Grüße und Segenswünsche an alle goldenen Konfirmandinnen und Konfirmanden! Ebenso grüße ich alle, die gern zum Gottesdienst gekommen wären oder jetzt diesen Text lesen!

Ihre Pfarrerin Annette Rüb

Bleiben Sie gesund! Gott behüte Sie!

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