11. März 2022

Liebe Gemeindeglieder, liebe Schwestern und Brüder,

als eine „Zeitenwende" wird der Krieg in der Ukraine von vielen beschrieben. Vermeintliche Ge­wissheiten über unser friedliches Zusammenleben in Europa sind zerbrochen. Grundsätze, wie wir Frieden erlangen und sichern, werden gerade in Windeseile umgeschrieben. Das will vielen von uns das Herz zerreißen und lässt uns darüber trauern. Aber das Kreuz, das uns in jeder Kir­che vor Augen steht, erinnert, dass vor Ostern der Karfreitag kommt. Wir leben gerade in der Passionszeit, liturgisch und in der Wirklichkeit des Alltags der Welt. Leben in der Nachfolge Jesu geht durch Krisen, Leiden und Anfechtung, wie Paulus es nennt.

Für alle, die dem Frieden dienen wollen, sieht es gerade schlecht aus. Aber „der Geist hilft unse­rer Schwachheit auf" (Römer 8,26). Wir bitten Sie, neu den Frieden zu suchen. Unermüdlich. Denn auf die Länge der Zeit, für kommende Generationen und um Gottes Willen ist es nötig, al­len Enttäuschungen zum Trotz, Frieden zu suchen.

„In Frieden lasst uns beten zum Herrn. Um den Frieden der ganzen Welt, den Wohlbestand der heiligen Kirchen Gottes und die Einheit aller lasst uns beten zum Herrn. Herr, erbarme Dich." Diese Bitte um Frieden steht am Anfang der orthodoxen Göttlichen Liturgie und wird auch in die­sen Tagen in den Gottesdiensten der orthodoxen Kirchen vorgetragen.

"Verleih uns Frieden gnädiglich..." — die Bitte um den Heiligen Geist, den Geist des Friedens, ge­hört zur Liturgie am Ende des Gottesdienstes in unserer evangelischen Landeskirche. Durch den Angriff Russlands auf das Nachbarland Ukraine seit nun mehr als zwei Wochen wird auch un­sere politische, gesellschaftliche und geistliche Gegenwart erschüttert. Liturgische Texte und viele unserer Lieder, die wir in den Gottesdiensten singen, sprechen plötzlich mitten in unsere Lebenswirklichkeit hinein, ja, sie ergreifen uns.

Wir danken Kirchengemeinden für die Gottesdienste und Andachten, in denen sich Menschen vor Gott versammeln können, um besonders die Not in der Ukraine im Gebet zu bringen. Über die fürchterlichen Zustände dort wird uns jeden Tag berichtet. Vor Gott klagen wir über das uner­messliche Leid der Menschen in den Kriegsgebieten und auf der Flucht. Auch unsere eigenen Gefühle der Angst, der Sorge, des Zorns sprechen wir in der Gemeinschaft im Gottesdienst aus. Wir glauben, dass Gebete diese Welt verändern können.

Wir danken allen in Kirchengemeinden und in unserer Diakonie, allen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen, die jetzt schon praktische Hilfsmaßnahmen anpacken. Wir haben einen Krisen­stab der Kirchenleitung zusammen mit der Diakonie eingerichtet, um die verschiedenen Aktionen zu koordinieren. Einen entsprechenden Kontaktlink veröffentlichen wir in den nächsten Tagen.

Wir danken Menschen, Firmen und Institutionen, die Geld und Hilfsmittel für geflüchtete Men­schen sammeln und sich in das leidvolle Geschehen hineinnehmen lassen. Danke allen, die dazu beitragen, dass Menschen auf der Flucht Obdach und Sicherheit finden.

„Gib Frieden, Herr, wir bitten! Die Erde wartet sehr.
Es wird so viel gelitten, die Furcht wächst mehr und mehr.
Die Horizonte grollen, der Glaube spinnt sich ein.
Hilf, wenn wir weichen wollen, und lass uns nicht allein." (EG 430, 2)

Mit herzlichen Grüßen

Dr. h. c. Frank Otfried July
Landesbischof

Sabine Foth
Präsidentin der 16. Landessynode

 

 

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